… damit er sie sich selbst darstelle als eine Gemeinde, die herrlich sei, so dass sie weder Flecken noch Runzeln noch etwas Ähnliches habe, sondern dass sie heilig und tadellos sei.
Epheser 5,27
Was ist das Ziel der Gemeinde? Ist Gemeinde nur das gemeindliche Leben, die Gottesdienste und die verschiedenen Veranstaltungen und Gruppen? Das Neue Testament spricht von der Gemeinde als der Braut Jesu Christi. Die „Hochzeit des Lammes“ ist der große Höhepunkt der ganzen Heilsgeschichte: „Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabsteigen, zubereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut. … Und ein Engel sprach zu mir: Komm, ich will dir die Frau zeigen, die Braut des Lammes“ (Offb 21,2.9).
Die Stadt bezeichnet die Wohnung Gottes bei den Menschen, das ist seine Gemeinde (1Kor 3,16). Das Ziel der Gemeinde ist also die Hochzeit mit Jesus Christus, ihrem Bräutigam. Dann wird die Gemeinde vollkommen sein. Das soll uns anspornen, auf dieses Ziel hinzuleben!
Woher stammt das Bild „Die Braut Christi“?
Das hebräische Wort für Braut kallãh bezeichnet eine herangereifte Frau, die an ihrem Hochzeitstag zur vollen Entfaltung ihrer Weiblichkeit und Schönheit gelangt. Schon im Alten Testament verheißt Gott „wie sich ein Bräutigam an seiner Braut freut, so wird dein Gott sich an dir freuen“. Johannes beschreibt in der Offenbarung, wie diese Verheißung bei der Hochzeit des Lammes in Erfüllung gehen wird (Offb 19,7).
Wie soll die Gemeinde vollkommen werden?
In Epheser 5,23-27 zieht Paulus die Parallele zu dem liebenden Christus und seiner Gemeinde als Braut. Die Braut soll schön sein. Ihre Heiligkeit soll sichtbar, anziehend und vollkommen sein. Das Griechische kennt zwei Worte für „gut“. Agathos bezieht sich auf das moralisch und ethisch Gute, während kalos das ästhetische, also in seiner Schönheit Gute bezeichnet.
Kalos wird im Neuen Testament häufig für „gute Werke“ gebraucht. Es erinnert uns daran, dass die Gemeinde in allem, was sie tut, lieblich und schön sein soll. Auf das Volk Gottes soll man mit Freude und Begeisterung schauen können.
Die Reinheit der Braut ist aber auch eine Reinheit der Lehre. Paulus schreibt an die korinthische Gemeinde, die ihm in dieser Hinsicht Sorge bereitete: „ …wenn einer zu euch kommt und einen anderen Jesus predigt … so ertragt ihr das recht gern“ (2Kor 11,2-4). Die Gemeinde soll in der Einfachheit ihrer Hingabe an Christus und in ihrem uneingeschränkten Gehorsam gegen sein Wort Reinheit üben. Satan versucht, die Gemeinde zu verführen, indem er sie vom Gehorsam gegen Gottes Wort abbringen will.
Auf zwei Gebieten soll die Gemeinde also zur Vollkommenheit reifen: „Wachst aber in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Retters Jesus Christus!“ (2Pt 3,18).
Neue Lebensgewohnheiten einüben
Wer Epheser 4 liest, fragt sich unwillkürlich: Was heißt das, ein Leben zu führen, „würdig der Berufung, mit der ihr berufen worden seid“ (V1)? Was bedeutet es, „zu wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist“ (V15)?
Paulus sagt zunächst: „Ihr müsst nicht länger leben wie die Heiden“ (V17). Das genügt aber noch lange nicht. Es genügt nicht, Falschheit und Lüge abzulegen, sondern jeder soll mit seinem Nächsten die Wahrheit reden (V25). Es reicht auch noch nicht, das Stehlen zu lassen, vielmehr soll einer, der gestohlen hat, „jetzt arbeiten und mit seinen Händen etwas Gutes erarbeiten, damit er dem Bedürftigen etwas zu geben habe.“ (V28)
Das Leben eines Christen und einer christlichen Gemeinde besteht also nicht darin, sich nur der bisherigen Sünden zu enthalten, sondern sie durch gute Gewohnheiten zu ersetzen und damit den Glauben zu beweisen.
An der „alten“ Lehre festhalten
Gott hat die Wahrheiten über sich selbst in den großen, grundlegenden Lehren über die Gottheit Christi, sein auf Golgatha vollbrachtes Werk und seine leibliche Auferstehung offenbart. Es wäre geistlicher Ehebruch, diese Wahrheiten um irgendwelcher menschlichen Meinungen willen preiszugeben.
Paulus übte Achtung vor den Gewissensbedenken einzelner Personen, z.B. wenn es um gewisse Feiertage oder Speisen ging (Röm 14). Wo es aber um fundamentale Fragen ging (siehe z.B. Galater 1,8; 2,11) verteidigte er leidenschaftlich, wie auch Judas in seinem Brief, „den Glauben, der ein für allemal den Heiligen überliefert ist“ (Judas 3).
Wir sollen und müssen als Christen für eine lehrmäßige Reinheit eintreten. Doch das ist nicht die ganze Berufung; denn die Braut soll nicht nur treu sein, sondern ihren Ehemann von ganzem Herzen lieben.
Nach Michael Griffiths: Gottes herrliches Volk, Kapitel 5, © 1976 Brunnen Verlag, Gießen