Gottes Bünde mit dem Menschen

Wie tritt Gott zum Menschen in Beziehung? Seit Erschaffung der Welt teilt Gott den Menschen mit, wie er will, dass sie handeln sollen, und spricht auch Verheißungen aus, wie er ihnen gegenüber in unterschiedlichen Umständen handeln wird. Die Bibel enthält mehrere solcher Vorkehrungen für die Beziehung zwischen Gott und dem Menschen und nennt das häufig einen „Bund“. Ein solcher Bund ist ein nicht änderbares Rechtsabkommen zwischen Gott und dem Menschen, in dem die Bedingungen ihrer Beziehung festgelegt sind. Obwohl das Abkommen zwischen Gott und dem Menschen besteht, kann der Mensch nie mit Gott darüber verhandeln. Er kann die Bedingungen nur annehmen oder ablehnen.

Der Bund der Werke

Im Garten Eden gab es rechtlich verbindliche Vorkehrungen, die die Beziehung zwischen Gott und dem Menschen definierten. Die Bedingungen der Beziehung sind in den Befehlen, die Gott Adam und Eva erteilt (1Mo 1,28-30; 2,15), und in dem direkten Gebot an Adam klar definiert: „Von jedem Baum des Gartens darfst du nach Belieben essen; aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tag, da du davon isst, musst du gewisslich sterben“ (1Mo 2,16-17).

Gott kündigt in diesem Gebot die Strafe für den Ungehorsam an – der Tod, das heißt physischer, geistlicher und ewiger Tod und Trennung von Gott. Indirekt ist hier auch eine Verheißung des Segens für den Gehorsam enthalten. Dieser Segen wäre das Nichterleiden des Todes. Das natürliche Leben würde niemals enden und die geistliche Beziehung zu Gott würde ewig bestehen.

In mehrfacher Hinsicht ist der Bund der Werke immer noch in Kraft. Paulus setzt voraus, dass vollkommener Gehorsam den Gesetzen Gottes gegenüber zum Leben führen würde (Röm 7,10). Auch die Bestrafung für die Übertretungen dieses Bundes ist immer noch in Kraft, denn „der Lohn der Sünde ist der Tod“ (Röm 6,23).

In gewisser Hinsicht ist der Bund der Werke jedoch nicht mehr in Kraft. Wir stehen nicht mehr unter dem Verbot, vom Baum der Erkenntnis zu essen. Außerdem sind wir durch unsere sündige Natur nicht imstande, die Bedingungen des Bundes der Werke von allein zu erfüllen. Schließlich hat Christus für uns den Bund der Werke vollständig gehalten, weil er keine Sünde beging und Gott vollkommen gehorchte (Röm 5,18.19). Dieser Gehorsam wird jedem Gläubigen angerechnet.

Der Gnadenbund

Als der Mensch den Segen nicht bekam, der im Bund der Werke angeboten worden war, musste Gott ein anderes Mittel einsetzen, durch das der Mensch errettet werden konnte. Wiederum bestimmte Gott die Bedingungen des Bundes. Diese unterscheiden sich im Alten und Neuen Testament im Detail, doch die wesentlichen Elemente eines Bundes sind überall vorhanden.

Zusätzlich zu Gott und dem Menschen gibt es in dem Gnadenbund noch eine dritte Partei – Christus ist der Mittler für uns geworden. Er hat die Bedingungen des Bundes erfüllt und uns dadurch mit Gott versöhnt.

Die Bedingung für die Teilnahme an dem Bund ist der Glaube an das Werk Christi, des Erlösers. Auch alttestamentliche Gläubige wurden dadurch errettet, dass sie das Werk des Messias, der kommen sollte, erwarteten und ihr Vertrauen darauf setzten (z.B. Abraham und David, s. Röm 4,1-15). Während die Bedingung für die Aufnahme in den Gnadenbund immer allein der Glaube an Jesus Christus ist, ist die Bedingung für das Bleiben im Bund der Gehorsam den Geboten Gottes gegenüber. Gehorsam bringt uns keine Verdienste bei Gott, jedoch wird unser Glaube, wenn er echt ist, Gehorsam bewirken (s. Jak 2,17).

Die Verheißung von Segnungen im Bund ist die Verheißung des ewigen Lebens bei Gott. Diese Verheißung findet ihre Erfüllung in der Gemeinde, die das Volk Gottes ist, aber sie findet ihre größte Erfüllung im neuen Himmel und der neuen Erde: „Siehe, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott (Offb 21,3).

Das äußerliche Zeichen dieses Bundes waren im Alten Testament die Beschneidung und die fortwährende Beachtung aller Feste und Gesetze. Im neuen Bund ist es die Taufe und die Teilnahme am Mahl des Herrn.

Wenn du dir die Beziehung zwischen Gott und dir als einen persönlichen Bund vorstellst, gibt dir das ein Gefühl der Gewissheit in deiner Beziehung zu Gott, dass er die Verheißungen für die Beziehung nie ändern wird? Erhöht dieses Verständnis deine Wertschätzung der Taufe und des Abendmahls?

Nach Wayne Grudem: Biblische Dogmatik, Kapitel 25: Die Bünde zwischen Gott und dem Menschen, © VKW und arche-medien, 1. Auflage 2013