Ihr aber seid der Leib des Christus, und jeder ist ein Glied daran nach seinem Teil.
1. Korinther 12,27
Der Leib ist das bei weitem gebräuchlichste Bild für die Gemeinde im Neuen Testament. Zum Verständnis des Wesens der Gemeinde ist es sehr hilfreich und deshalb sollten wir ihm größte Aufmerksamkeit widmen.
Paulus hat dieses Bild gebraucht, um einige Wahrheiten über die Gemeinde zu verdeutlichen.
Die Einheit des Leibes
Paulus schreibt, beunruhigt durch die Spaltungen in der korinthischen Gemeinde: „Lasst keine Spaltungen unter euch sein! Haltet in derselben Gesinnung und Überzeugung zusammen!“ (1Kor 1,10, NEÜ). Jede Gemeinde besteht aus unterschiedlichen Menschen mit verschiedenen Meinungen. Die Gemeinde ist aber kein selbstgewählter Verein, sondern Gottes auserwähltes Volk. Deshalb sollen Andersartige nicht nur toleriert, sondern in Liebe und Barmherzigkeit angenommen werden.
Die Unterschiedlichkeit der Glieder
Paulus schreibt in Epheser 4,7: „Jedem einzelnen von uns aber ist die Gnade gegeben nach dem Maß der Gabe des Christus.“ Gottes Gaben sind immer Dienstgaben, die uns zum Einsatz befähigen, nicht Auszeichnungen, mit denen wir uns dekorieren (vgl. 1Pt 4,10). Jeder Christ hat als Glied am Leib Jesu eine einzigartige Aufgabe zu erfüllen.
Die Gemeinde ist vergleichbar mit einem Orchester. Die Aufgabe des Dirigenten besteht allein darin, die einzelnen Stimmen und Begabungen an der richtigen Stelle einzusetzen. Er kann nicht alle Instrumente selbst gleichzeitig spielen. Solche „Einzelspieler“ werden auch in der Gemeinde Jesu nicht gebraucht. Im Zusammenspiel aller Gaben gibt es aber ein harmonisches Konzert, von dem alle Gewinn haben.
Wechselseitige Abhängigkeit
Gott hat den Leib zusammengefügt, damit die Glieder füreinander sorgen. Wer begriffen hat, dass er für seine geistliche Gesundheit die anderen braucht und sie ihn, der lässt sich in einer Ortsgemeinde eingliedern. Ansonsten würde er dem törichten Körperteil gleichen, das zu den anderen sagt: „Ich brauche euch nicht!“ (1Kor 12,21).
Ein Herumwandern in verschiedenen Gemeinden zeugt von einem kaputten Christsein. Ein Christ hat es nicht nur nötig, gute Predigten zu hören, er braucht auch die enge Verbindung mit den anderen Gliedern am Leib Christi.
Einigen Personen in der Gemeinde hat Christus die Aufgabe gegeben, die anderen zuzurüsten (Eph 4,11). Dieser Ausdruck bedeutet soviel wie „jemand zu dem machen, was er eigentlich sein sollte. Das kann nur geschehen, wenn die Glieder verbindlich zu der Gemeinde dazugehören.
Die Frucht des Geistes ist durchaus nicht etwas, was man nur für sich selbst erfahren kann. Liebe, Geduld, Freundlichkeit, Güte und Sanftmut kann man nicht „an sich“ üben. Wir brauchen einander, damit die Frucht des Geistes in uns reift.
Die Reife des Leibes Christi
Paulus schreibt im Epheserbrief, wie das Wachstum einer Gemeinde aussehen soll.
…zur Zurüstung der Heiligen, für das Werk des Dienstes, für die Erbauung des Leibes des Christus, bis wir alle zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, zur vollkommenen Mannesreife, zum Maß der vollen Größe des Christus. (Eph 4,13)
Der Ausdruck „Zurüstung der Heiligen“ (Eph 4,12) kann auch mit einem Ausdruck aus dem Sport wiedergegeben werden: „In bestmögliche Kondition bringen“. Die Gemeinde soll so aussehen, wie ein Athlet, der sich für die Olympischen Spiele in Topform gebracht hat. Das ist das Leitbild beim Heranreifen der Gemeinde. So, wie wir als einzelne Christen auf unsere Vollendung warten, so warten wir auch auf die Vollendung der Gemeinde Jesu.
Dadurch bekommt die Heiligung eine neue, umfassende und gewaltige Dimension: Nicht ich als einzelner Christ soll allein vollendet werden, sondern die ganze Gemeinde mit mir.
Nach Michael Griffiths: Gottes herrliches Volk. Kapitel 4: „Die Gemeinde: Ein Leib“; © 1976 Brunnen Verlag, Gießen