Das Abendmahl ist neben der Taufe eine Zeremonie, die Jesus seiner Gemeinde gegeben hat. Das Abendmahl wird im Laufe unseres Christenlebens regelmäßig ausgeübt und ist ein Zeichen für das Bleiben in der Gemeinschaft mit Christus.
Schon im Alten Testament lesen wir, dass die Israeliten Mahlzeiten in der Gegenwart Gottes aßen (z.B. 5Mo 14,23.26). Es war ein Opfermahl, dass die Israeliten immer wieder daran erinnerte, dass die Sünden noch nicht bezahlt waren und es wies auf den Messias hin, der kommen und die Sünde wegnehmen sollte (s. Hebr 10,1-4). Das Abendmahl hingegen erinnert uns daran, dass Jesus unsere Sünden bereits bezahlt hat, sodass wir nun mit großer Freude in der Gegenwart des Herrn essen dürfen.
Aber auch das Abendmahl wirft einen Vorausblick auf ein noch herrlicheres Gemeinschaftsmahl in der Gegenwart Gottes in der Zukunft, wenn eine noch größere Freude herrschen wird, weil diejenigen, die in der Gegenwart Gottes essen werden, begnadigte Sünder sein werden, die dann in der Gerechtigkeit gefestigt sind und nie wieder sündigen können. Auf diese Zeit deutet Jesus hin, wenn er sagt „Ich sage euch aber: Ich werde von jetzt an von diesem Gewächs des Weinstocks nicht mehr trinken bis zu jenem Tag, da ich es neu mit euch trinken werde im Reich meines Vaters!“ (Mt 26,29).
Es war also schon immer Gottes Ziel, die sein Volk in die Gemeinschaft mit sich zu bringen. Wir sollten uns der Gegenwart Gottes beim Abendmahl bewusst sein und uns daran freuen.
Durch das Abendmahl werden mehrere Dinge versinnbildlicht und bekräftigt:
1. Der Tod Christi. Wenn wir das Brot brechen, symbolisiert es das Gebrochenwerden des Leibes Christi und wenn der Wein aus dem Kelch ausgegossen wird, symbolisiert dies das Vergossenwerdens des Blutes Christi für uns. Daher ist die Teilnahme am Abendmahl auch eine Art Verkündigung: „Denn so oft ihr dieses Brot esst und diesen Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.“ (1Kor 11,26).
2. Unsere Teilhabe an den Segnungen des Todes Christi. Jesus gebot seinen Jüngern „Nehmt, esst! Das ist mein Leib“ (Mt 26,26). Wenn wir einzeln aus dem Kelch trinken, verkündigen wir durch unsere Handlung, dass wir an den Segnungen teilhaben, die durch den Tod Jesu für uns erworben worden sind.
3. Geistliche Ernährung. Brot und Wein bilden die Tatsache ab, dass Christus unsren Seelen geistliche Nahrung und Erquickung darreicht. (vgl. Joh 6,53-57).
4. Die Einheit der Gläubigen. Wenn Christen gemeinsam am Abendmahl teilnehmen, geben sie ein deutliches Zeichen für ihre Einheit miteinander ab. So sagt Paulus: „Denn es ist ein Brot, so sind wir, die vielen, ein Leib; denn wir alle haben Teil an dem einen Brot“ (1Kor 10,17).
5. Christus bekräftigt seine Liebe zu mir. Die Tatsache, dass ich am Abendmahl teilnehmen kann, ja, dass Jesus mich zu kommen einlädt, ist eine lebendige Erinnerung und eine anschauliche Zusicherung, dass Jesus Christus mich persönlich liebt.
6. Christus bestätigt, dass mir alle Segnungen des Heils vorbehalten sind. In dem Abendmahl esse und trinke ich einen Vorgeschmack auf das große Festmahl des Königs. Ich komme als Angehöriger seiner ewigen Familie zu ihm. Wenn der Herr mich an seinem Tisch willkommen heißt, vergewissert er mir, dass er mir auch den Zugang zu allen anderen Segnungen der Erde und des Himmels gewähren wird, insbesondere zum großen Hochzeitsmahl des Lammes, bei dem ein Platz für mich reserviert worden ist.
7. Ich bekräftige meinen Glauben an Christus. Durch meine Teilnahme am Abendmahl verkündige ich immer wieder, dass meine Sünden das Leiden und den Tod Jesu mitverschuldet haben. Somit sind Trauer, Freude, Danksagung und Tiefe Liebe zu Christus in der Schönheit des Abendmahls reichlich miteinander vermischt.
Schließlich stellt sich die Frage, wer am Abendmahl teilnehmen sollte. Es ist außer Frage, dass nur Gläubige daran teilnehmen sollten, denn das Abendmahl symbolisiert die Gemeinschaft mit Christus. Paulus warnt aber davor, das Abendmahl unwürdig einzunehmen (1Kor 11,27-29). Vorher tadelt Paulus die Korinther für ihr rücksichtsloses Verhalten, wenn sie in der Gemeinde zusammenkommen (V20.21). Wir sollten uns daher prüfen, ob wir uns selbstsüchtig und feindschaftlich unseren Geschwistern gegenüber verhalten und somit nicht die Wesenszüge unseres Herrn widerspiegeln oder ob unsere Beziehungen das Opfer unseres Herrn in seiner Selbsthingabe verkündigen (vgl. Mt 5,23.24).
Nach Wayne Grudem: Biblische Dogmatik, Kapitel 50: Das Abendmahl, © VKW und arche-medien, 1. Auflage 2013