Christus als Baumeister seiner Gemeinde

Ja, den Tempel des Herrn wird er bauen, und den Schmuck wird er tragen.
Sacharja 6,13

BacksteineWir wissen, dass damit der Herr Jesus gemeint ist, denn die Heilige Schrift bezeugt am gleichen Ort: „Siehe, es ist ein Mann, der heißt Spross“ - ein Name der sich immer auf den Messias bezieht.

Dieser Tempel ist die Gemeinde Gottes, damit sind alle wahrhaft Gläubigen gemeint. Die, die von Gott auserwählt, von Christus erkauft, durch seinen Geist berufen, durch seine Gnade bewahrt und am Ende eingesammelt wird, damit sie eine Gemeinde der Erstgeborenen sei, deren Namen im Himmel geschrieben stehen.

Warum wird die Gemeinde Tempel genannt? Weil der Tempel ganz besonders die Stätte der Wohnung Gottes war. Gott hatte den Tempel zu seiner besonderen Wohnung erwählt und so ist es auch mit der Gemeinde. Auch wenn Gott allgegenwärtig in der Schöpfung ist, offenbart er sein Wesen besonders in der Gemeinde der Gläubigen, in den Herzen der Demütigen und Zerschlagenen, die bei seinem Wort zittern.

Weiter war der Tempel die Stätte seiner deutlichsten Offenbarung. Man konnte Gott freilich überall wahrnehmen. Stand man auf der Spitze des Karmels und schaute hinauf auf das große Meer, so konnte man ihn wahrnehmen in seiner großen Macht. Am besten konnte man ihn aber auf dem Berge Zion sehen, dort offenbarte Gott sich auf besondere Weise. So ist es auch mit der Gemeinde. Gott ist mitten unter ihr. In dem Abendmahl, der Taufe, der Predigt des göttlichen Wortes, im Lobpreis dessen, der am Kreuz starb – da findet man ihn, da ist sein Name glänzender und leuchtender geschrieben als sonst irgendwo auf der ganzen weiten Erde. Darum heißt seine Gemeinde sein Tempel.

Das sind die Gründe, warum die Gemeinde Tempel genannt wird. Wie es nur einen Tempel gab, so gibt es nur eine Gemeinde. Diese eine Gemeinde ist sein Heiligtum; da wohnt Gott, da will er angebetet sein, da wird täglich dargebracht Dank und Lobgesang; da steigt das Rauchwerk des Gebets beständig auf als ein süßer Geruch dem Herrn.

Christus wird den Tempel des Herrn bauen, er ist der einzige Baumeister der Gemeinde. Salomo baute den Tempel, aber er machte weder die Pläne, noch legte er den Grund selbst. Die Pläne waren von Gott angeordnet und der Grund war der Berg Morija. Hierin ist Christus nicht wie Salomo. Christus hat den Plan seiner Gemeinde gemacht, und der Berg ist er selbst, der Berg seiner eigenen unwandelbaren Liebe, Gnade und Treue. Darin sind die Grundfesten der Gemeinde versenkt, befestigt mit Eiden und Verheißungen und mit Blut, damit sie unbeweglich stehen, ob auch die Erde wanke und die ganze Schöpfung untergehe.

Salomo ließ sich von Hiram die Zedern aus dem Libanon fällen, bearbeiten und über das Meer bringen. Ach, wie wenig ist hier Salomo ein Vorbild auf Christus! Christus baut seinen Tempel selbst. Der Herr Jesus muss die Zedern des Libanon fällen mit der schweren Axt der Sündenerkenntnis, er muss sie behauen mit der zermalmenden Säge des Gesetzes, er muss sie ebnen und glätten mit seinem heiligen Evangelium. Und wenn er sie zubereitet hat zu Säulen im Hause des Herrn, dann werden sie in den Himmel geführt, wo sie für immer und ewig in seinen Tempel gepflanzt werden.

Weil Christus der alleinige Baumeister der Gemeinde ist, wird er den Schmuck tragen. Der Schmuck muss wohl gewaltig sein, denn es heißt, er wird ihn tragen und „man wird an ihn hängen alle Herrlichkeit seines Vaters Hause“ (Jes 22,24). Wie groß muss die Fülle der Herrlichkeit sein, die Christus zukommt! Der himmlische Lobgesang wird in ungeteilter und lieblicher Harmonie erschallen zum Preise dessen, „der uns geliebt hat und gewaschen mit seinem Blut von unseren Sünden; demselben sei Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit“.

Liebe Brüder und Schwestern, sind wir erbaut auf Christus? Dürfen wir sagen, dass wir hoffen, ein Glied des Tempels zu sein und dass wir mit Christus zu einem Ganzen gefügt sind?

Wenn dem so ist, so achtet auf ein Wort der Ermahnung: Gott hat euch hoch geehrt, dass er euch zu Steinen am Tempel Jesu Christi erwählt hat. Wenn ihr daran denkt, was ihr wart und was aus euch hätte werden können; wie ihr Bausteine hättet werden können in dem schwarzen Kerker der ewigen Verdammnis, verworfen, verlassen, hinausgeworfen in Nacht und Finsternis auf ewig – wenn ihr daran denkt und euch dann als Steine im Tempel Jehovas erblickt – als lebendige Steine, da müsst ihr sagen, dass ihr ihn erheben wollt. Freut euch, denn Gott wohnt in euch und ihr in ihm! Geht hin von dieser Stätte und verkündigt sein Lob!

Wie viele aber sind unter euch, die keine Bausteine sind im geistlichen Tempel? Heute mag es gering erscheinen, vergessen zu sein bei dem Bauplan der Gemeinde -  wird es auch gering erscheinen, wenn Christus die Seinen zur Herrlichkeit eingehen lässt?

Wie furchtbar die Ungewissheit, wenn Name um Name gelesen wird, wenn es bis zum letzten Namen kommt und der eurige fehlt! O Sünder, fasse es! Wenn sich nun die Engel alle zum Gericht versammeln, der große Feuerofen der Hölle lechzend emporlodert, um dich mit seinen Flammen zu verschlingen, dann werden deine starren Knie beugsam und dein stolzes Gesicht bedeckt sich zum ersten Mal mit siedendem Angstschweiß. O Sünder, dann wird es zu spät sein. Wie dich das Gerichtsurteil findet, so lässt dich die Ewigkeit.

Erwählt heute, wem ihr dienen wollt! Ist die Sünde der bessere Teil, so dient der Sünde und erntet ihren Lohn. Wenn ihr aber wünscht, in den Himmel zu kommen, dann glaubt an den Herrn Jesus. Glaubt und lebt; werft euch zu den Füßen Jesu, setzt euer Vertrauen auf ihn, lasst eure Werke und Wege dahinten und flieht in diese sichere Burg, so wird er euch erretten, und ihr werdet selig sein. Amen.

Gekürzt aus der Predigt von C.H. Spurgeon: „Christus verherrlicht als der Baumeister seiner Kirche“, erschienen in „Alles, was Christus ist, und alles, was Christus hat, ist mein“ (3L Verlag, Waldems)

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